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Marcels 100 beste Filme

Marcel hat ein langfristiges Projekt. Aus Hörer*innen-Empfehlungen, dem Internet oder Fachmagazinen bastelt er sich eine Watchlist und auf Kosten seines Sitzfleisches, schaut er auf einem obszönst großen Bildschirm die Filme der Geschichte – auch mehrfach – und kuratiert die untenstehende Liste. Marcel freut sich übrigens über eure Empfehlungen und Nachrichten. Mehr Details über seine Vorlieben findet ihr hier

1. Der Pate, 1972

Ein intensives Gangster-Epos, Familien-Drama, Charakterstudie, irgendwas mit Kapitalismus (Man achte auf den allerersten Satz, der gesprochen wird) – Licht und Schatten in den Menschen, der Story und den Sets sind on point, Brando & Pacino sind unvergesslich und doch „nur“ Teil eines fantastischen Ensembles. Gibt es so etwas wie einen perfekten Film? Der hier ist zumindest verdammt dicht dran.

2. Alien, 1979

Lovecraft in Space – Während auf der einen Seite die Einflüsse von Star Wars (opening scene!) unverkennbar sind, ist andererseits praktisch alles an diesem Film nie dagewesen. Das Alien wandelt sich immer wieder, so dass wir nie wissen, was es ist und wo es ist, die Sets sind wunderschön, der Soundtrack nervenzerfetzend. Vor allem das Pacing und in der Folge der Spannungsaufbau des Films sind auf höchstem Niveau. Alien wurde oft kopiert, aber nie erreicht.

3. Whiplash, 2014

Ein erstaunlich schlichter Film, der den einmal eingeschlagenen Pfad nicht eine Sekunde verlässt. Aber einfach ist am schwersten. Das Psychoduell zwischen Lehrer und Schüler ist ebenso intensiv, wie beklemmend, die finale Konfrontation atemberaubend. Zudem wirft der Film eine interessante Frage auf, über die man lange diskutieren kann. Beide Schauspieler sind fantastisch, aber J.K. Simmons als Fletcher unvergesslich. Der Anti-Rocky unter den Musikfilmen. Whiplash (dt. „Schleudertrauma“) ist wahrlich ein treffender Titel.

4. The Holdovers, 2023

Zwei Misfits, die sich zusammenraufen müssen … keine rasent originelle Ausgangssituation. The Holdovers erfindet das Rezept nicht neu, aber Paul Giamatti und Dominic Sessa spielen sich die Seele aus dem Leib und füllen die sehr feingezeichneten Figuren mit einem ganzen Leben. Die Reise der beiden ist hinreißend, witzig, tief traurig und voller Hoffnung. Zudem hat der Film den vielleicht emotionalsten Handschlag der Filmgeschichte. Jetzt schon ein Klassiker.

5. Aliens, 1986

Aliens stellt praktisch alle Aspekte des ersten Teils auf den Kopf:
Nicht ein Alien, sondern viele, nicht auf einem Raumschiff, sondern auf einem Planeten, keine unbewaffneten Zivilisten, sondern schwer bewaffnete Marines. Das Rezept geht auf, Cameron erschafft den Mythos mit dem 2. Teil neu und liefert einen der besten Action-Filme aller Zeiten ab.
Ripley ist dabei die Idee einer weiblichen Heldin, taff, wenn es darauf ankommt, voller Mitgefühl und mit stoischer Gelassenheit.
Ein ziemlich perfekter Action-Film, der bis heute nichts von seiner Wirkung verloren hat.

6. The Shining, 1980

The Shining ist ein meisterliches Labyrinth, in dem sich Danny, Jack, Wendy und die Zuschauer verlieren. Der Irrgarten vor dem Hotel, der Irrgarten, der das Hotel ist, das Labyrinth in den Köpfen aller.
Der Horror funktioniert noch immer, Musik, Kamera, Darsteller … ein absolutes Meisterwerk.
Die Detailversessenheit, mit der alle Sets gestaltet wurden und scheinbar Hinweise auf Subtext oder für diese oder jene Deutung der Geschichte geben, sind ein ganz eigenes Labyrinth, in dem man sich verlieren kann.

7. Drive, 2011

Ein Stuntman, der nachts für Kriminelle fährt, eine Frau, die nachts versucht ihre Familie über Wasser zu halten und ein Überfall, der schrecklich schief läuft.
Drive ist ein durchgestylter Film von betörender Schönheit.
Sehr starker Cast, erstaunlich tiefe Figuren und interessante Wendungen in der Geschichte: Bis der Film auf sein unvermeidliches Finale zuläuft.
Die Gewalt dürfte nicht jedermanns Sache sein.

8. The Thing, 1982

Vermutlich einer der klügsten Horror-Filme, dessen twists & turns bis heute endlose Theorien hervorgebracht haben: Wer ist wann das Ding? Erfrischend: Alle Figuren handeln rational und nach bestem Wissen. Eine Seltenheit im Genre. Die praktischen Effekte haben nur wenig von ihrer Wirkung verloren: Das Ding ist widerlich und wunderbar. Pacing & Cast sind perfekt, der Soundtrack gehört mit dem zu dem Besten, was Carpenter gemacht hat. Was für ein Film!

9. Gravity, 2013

Ein Mensch geht verloren: Die Story kennt man aus zahlreichen Filmen wie „Cast Away“, 127 hours“, „The Revenant“ oder „The Martian“.
Cuarón geht einen anderen Weg und schafft mit „Gravity“ einen Film, der einem den Atem verschlägt. Nicht nur wegen der Aussichtslosigkeit der Situation, sondern auch wegen der tiefen Menschlichkeit, die Sandra Bullock, die den Film über weite Strecken alleine trägt, in dieser Mutter aller Krisen in sich entdeckt.
Weniger ein Sci-Fi-Film, alles ist mit bewundernswertem Realismus erzählt, sondern die Geschichte einer Geburt.

10. Chinatown, 1974

Chinatown – oder: „Es gibt kein richtiges Leben im Falschen“. Ein Film wie ein Puzzle, dessen komplexe & kluge Story sich nach und nach entfaltet und der gerade deshalb einen hohen re-watch Faktor hat. Jack Nicholson ist wie immer grandios, Faye Dunaway atemberaubend und das Ende unvergesslich. Viele Details, wie Jacks Verband weisen auf die hohe Detailverliebtheit des Films hin: Es gibt viel zu entdecken. Vermutlich einer der klügsten Kriminalfilme aller Zeiten.

11. Wenn die Gondeln Trauer tragen, 1973

Eine Zusammenfassung des Films muss wie die Handlung jedes anderen Gruselfilms klingen, doch „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ ist das komplette Gegenteil: ein kluger, sensibler Film über Trauer und Verlust, voller Zeichen und Symbole. In dem wohl surrealsten und melancholischsten Venedig der Filmgeschichte ist nichts so, wie es scheint. So unausweichlich das Ende auch ist, so schockierend und herzzerreißend ist es. Julie Christie & Donald Sutherland haben eine wunderbare Chemie, aber die Sexszene ist trotzdem nicht echt.

12. The Peanut-Butter Falcon, 2019

Ist das ein Film voller Klischees? Aber ja.
Trotzdem macht er Spaß – wegen der ungleichen Freunde, der Fixierung auf Wrestling und nicht zuletzt, weil Zack Gottsagen uns zeigt, was wir verpassen, wenn wir Menschen mit Behinderungen nicht vor die Kamera lassen.
Zak ist Herz und Seele des Films und wiegt alle Klischees auf.

13. Taxi Driver, 1976

Ja, der Film ist wirklich so gut. Eindeutig in den frühen 70er Jahren verhaftet und trotzdem sonderbar zeitlos. Vielleicht wiederholt sich Geschichte doch. Travis Bickle ist eine Figur voller Tiefe, auch und gerade wenn es kaum erträglich ist, seinen täglichen bzw. nächtlichen Abstieg in den Hexenkessel NYC mitanzusehen. Das Manische, Kaputte, Destruktive: Es ist die Stadt, die ganze Welt und De Niro nur ihr Echo. Scorcese und De Niro schaffen den wahren Beginn des New Hollywood und liefern einen Film für die Ewigkeit.

14. Die Verurteilten, 1994

Heute schwer vorstellbar, dass der Film bei Erscheinen ein ziemlicher Flop war.
Ein sehr straightes Gefängnis-Drama, bei dem es um die ganz großen Fragen geht, ein Lehrstück in stoischer Philosophie und vor allem ein sehr, sehr guter Film.
Wenn man ihm etwas vorwerrfen kann, dann höchstens, dass er eine Idee zu konventionell ist und keinerlei Experimente wagt.
Aber … das muss man auf diesem Niveau auch erst einmal hinbekommen.

15. Der Weiße Hai, 1975

Die Mutter aller Blockbuster und einer der wenigen, wenn nicht der einzige Film, der ein Genre begründet und es als einzig nennenswerter Vertreter auch gleich wieder zu macht.
Ein praktisch perfektes und zeitloses Abenteuer, in dem einfach alles stimmt – und dabei auch noch erstaunlich witzig.
Herz des Films ist eindeutig das nächtliche Gespräch auf der Orca, Bruce ist einer der ikonischsten Film-Bösewichter aller Zeiten.
Ein Film zum immer-wieder-sehen.

16. Birdman, 2014

Ein blitzgescheiter Film, den man mehrmals sehen muss, um alles mitzubekommen.
Michael Keaton in seiner besten Rolle seit Batman (Burtons Batman. Klar.), aber dabei ganz und gar Teil eines herausragenden Ensembles.
Birdman liebt das Theater (und natürlich das Kino), während er es verachtet, spielt sich was, spielt uns was vor, ist eine ganze Welt in einer Welt. Und entfaltet dabei die ganze, unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit.

17. Casablanca, 1942

Ein komplexer Film über komplexe Menschen in schwierigen Zeiten. Story, Dialoge, Figuren – alles erstaunlich zeitlos.
Den Rückblick im Mittelteil hätte man weglassen können; mehr Kritik will mir beim besten Willen nicht einfallen.
Das Singen der Marseillaise, „Ich seh Dir in die Augen Kleines“ und natürlich dieses unfassbare Ende.
Manche Klassiker haben ihre Zeit. Manche Filme sind für die Ewigkeit.

18. Das Imperium schlägt zurück, 1980

„Empire strikes back“ lässt den ersten Teil, dessen Verdienst es für immer bleiben wird, das Erzählen im Kino auf ein vollkommen neues Niveau gehoben zu haben, weit hinter sich.
Story und Figuren bekommen eine ganz andere Tiefe, die Dialoge sind hintergründiger. Den Sets tut das spürbare Plus an Geld sehr gut, dabei verliert sich der Film zu keinem Zeitpunkt in blosser Effekthascherei.
Ich könnte stundenlang darüber sprechen, wie klug der Film die Prämissen des ersten Teils weiterentwickelt … werde ich aber hier nicht.
Der dritte Teil wird das Niveau leider nicht halten können und mehr Star Wars Filme gibt es nicht (Mit „Rogue One“ als einziger Ausnahme & honorable mention).

19. Cool Hand Luke, 1967

Man könnte „Cool Hand Luke“ für einen Gefängnisfilm halten, aber das ist er nur vordergründig.
Der Ort ist natürlich nur eine Verdichtung des Lebens selbst und die Frage, die Luke uns stellt, stellt sich jedem ohnehin. Wenn auch nicht ganz so weit getrieben. Hoffentlich.
Es ist vor allem Paul Newman, der den ohnehin sehr guten Stoff in einen Film für die Ewigkeit hebt. Kein anderer Schauspieler der Zeit (oder der Gegenwart) hätte diese Mischung aus Leichtigkeit & unendlicher Schwere so vor die Kamera bringen können.
Der Film ist, wie das Leben so oft, a failure to communicate. Und gerade darum hat er so viel zu sagen.

20. Hereditary, 2018

Mein Interesse an Horror-Filmen ist schon vor vielen Jahren erlahmt – das Genre bringt zu generisches Zeug hervor, dass weder gruselig ist, geschweige denn eine gute Geschichte erzählt. Dann kam Hereditary.
Eine komplexe, vielschichtige, sehr emotionale Geschichte trifft auf einen absolut verstörenden Sub-Plot, der sich in seiner ganzen Wirkmacht erst beim re-watch erschließt.
Es gibt nicht viele Filme, die so fein konstruiert & so kleinteilig erzählt sind, voller Andeutungen und Hinweise, die sich erst im Rückblick erschließen. Viele haben sich gefragt, warum Toni Collette für ihre herzzerreißende Darbietung keinen Oscar bekommen hat. Ich auch.

21. Arrival, 2016

Arrival ist, wie praktisch alle Filme von Denis Villeneuve, ein wenig unterkühlt und im Mittelteil fühlt sich dieser trotz einer Laufzeit von nur 116 Minuten etwas lang an: Die sehr starke Eröffnung und vor allem der dritte Akt lassen aber darüber hinwegsehen.
Diese Außerirdischen werfen uns auf uns selbst zurück und stellen auf elegante und formvollendete Art und Weise die Frage, was es bedeutet, ein Mensch zu sein.
Ein kluges, feinfühliges Drehbuch, das viele interessante Gespräche ermöglicht, und eine herausragende Amy Adams sind besonders hervorzuheben.

22. The Wicker Man, 1973

„The Wicker Man“ ist eine echte Überraschung: Eine Geschichte voller Wendungen, eine dichte Atmosphäre, dabei reich an Symbolen.
Der Film ist dabei eher düster-merkwürdig als wirklich gruselig, was der Sache aber keinen Abbruch tut – im Gegenteil.
Schauspielerisch eher solide als gut, der visuelle Stil, offensichtlich von der BBC entliehen, gibt der Geschichte eine sonderbar realistische Anmutung.
Die Palette der Themen reicht von Religion über Sexualität zu Moral (als ob man das trennen könnte).
Ein Film, der im Gedächtnis bleibt.
Achtung: Es gibt ein gleichnamiges remake mit Nick Cage. Das soll so furchtbar sein, dass es fast schon wieder neugierig macht.

23. Die Vögel, 1963

Man könnte meinen, es gäbe viele Tier-Horrorfilme, aber im Grunde gibt es nur zwei: „Der weiße Hai“ und „Die Vögel“.
Die Spielplatz-Szene definiert Spannungsaufbau im Film neu.
Die Stimmung ist fatalistisch, Musik und Bilder sind zeitlos
Über die Dreharbeiten könnte man Bücher schreiben und die Interpretationen füllen ganze Regale.
Und eine Erklärung?
Gibt es nicht.

24. Der Herr der Ringe, Die Gefährten, (2001)

Trotz (oder wegen) umfangreicher Änderungen einer der ganz wenigen wirklich gelungenen Literatur-Verfilmungen.
Die Liebe zum Detail ist praktisch unerreicht, Austattung, Schauspieler, Script, Set, Regie … in allen Bereichen volle Punktzahl. Und der Soundtrack!
Bis Stand heute das letzte Mal ganz großes Erzählkino mit Lust am Fabulieren, gewaltigen Bildern und einer epischen Geschichte.
Warum Teil eins? Weil der Glaube an „something worth fighting for“ (und damit ist keine Gewalt gemeint) hier seinen Anfang nimmt.

25. Grand Hotel Budapest, 2014

Wes Anderson kann man eigentlich nur lieben oder hassen. Sein einzigartiger Stil steht in der Regel im Dienst der Erzählung, aber vielleicht nirgendwo so sehr wie in diesem Film.
„The Grand Hotel Budapest“ ist ein realistisches Märchen, im wahrsten Sinne des Wortes ein bewegtes Bild, voller Action und Gelassenheit und bei aller Aufregung stets ganz ruhig.
Farben, Kostüme, Sets und Schauspieler ergeben ein Kaleidoskop, das bei allen Tricks und bei aller Verspieltheit nie die Menschlichkeit seiner Figuren aus dem Blick verliert.
Ein Film wie kein anderer.

26. Die Dämonischen, 1956 /Die Körperfresser kommen , 1978

Eine außerirdische Invasion, die so ganz anders läuft, als erwartet: Doppelgänger ersetzen die Menschen einer Kleinstadt.
Gerade weil er so sparsam in Story, Sets und Einstellungen ist, ist er so effektiv.
Zu deuten ist er wohl vornehmlich politisch, aber das sollte den Blick nicht dafür verstellen, dass er vor allem eine fürchterlich gruselige Geschichte erzählt.
Kaufmans Remake von 1978 ist auf vollkommen andere Art & weise ebenso brillant und mit dem Ende mutiger.
Im Grunde eine Doppelnennung – beide Titel teilen sich einen Platz.

27. Se7en, 1995

Bei Erscheinen ein absoluter Schocker – starke Nerven braucht man noch immer. Hat man sich innerlich gewappnet, kann man next-level Filmkunst genießen.
Nur selten sind formaler Stil und Handlung so sehr eins wie in Finchers Meisterwerk, mit einem wunderbaren Kontrapunkt in den geradezu poetischen Dialogen (insbesondere denen von Morgan Freeman).
Ungewöhnlich (und natürlich inzwischen ikonisch) die Morde und das frühzeitige Erscheinen des Mörders.
Erst bei wiederholtem re-watch fällt auf, dass das ein oder andere Logikloch in der Handlung auch eleganter hätte gestopft werden können.
Aber wir waren eben gebannt in den Händen eines absoluten Meisters.

28. Shutter Island, 2010

Ein ungewöhnlicher Scorsese, aber nur auf den ersten Blick, denn eigentlich stellen alle seine Filme die Frage nach dem Verhältnis von Individuum und System und wer wen zu verantworten hat.
„Shutter Island“ geht dem mit vielen Elementen des Horror oder Mystery Films nach und schafft große Bilder und eine eigenartige, beklemmende Atmosphäre.
Das Ende kommt nicht sonderlich überraschend, aber das ist auch nicht der springende Punkt … und auch nicht das Ende.
Sicherlich nicht Scorseses bester Film, aber ein Meisterwerk, dessen Detailverliebtheit sich nicht beim ersten Sehen erschließt.

29. Ein einfacher Plan, 1998

Ein einfacher Plan – ein einfacher Film.
Nur ist einfach eben am schwersten und was ganz einfach sein sollte, wird schnell fürchterlich kompliziert.
Sam Raimis Film hat eindeutig weder die Anerkennung, noch die Aufmerksamkeit, die er verdient.
Die Story mag nicht rasend originell sein, ist aber auf höchstem Niveau in einen Film gegossen, der wirklich nichts falsch macht.
Die karge Landschaft steht den komplexen Innenwelten der Figuren gegenüber.
Und kalt und kälter wird es schnell – möglicherweise Raimis elegantester Film.

30. Parasite, 2019

Manchmal sieht man einen Film, der so sehr für sich steht, dass sich Vergleiche verbieten.

„Parasite“ schafft es irgendwie gleichzeitig zutiefst bedrückend und ziemlich witzig zu sein, wichtige Fragen zu stellen und dabei außerordentlich unterhaltsam zu sein und all das, ohne in eine einseitige schwarzweiß Zeichnung zu verfallen.
Dabei ist der Kontrast zwischen den Familien messerscharf und tiefschwarz. Wie der Humor.

Dabei bleibt der Film außerordentlich zugänglich, denn die Frage, die er stellt, ist überall die gleiche. Bleibt abzuwarten, ob das auch für die Antwort gilt.

31. The Exorzist, 1973

Ein Film wie ein Schlag in den Magen. Und das Herz. Und die Seele.
Wenige Horrorfilme altern so gut wie dieser – warum?
Ich glaube, es liegt an dem Raum, den die Entwicklung der Figuren bekommt und an der Doppeldeutigkeit (die im Buch nicht ganz so eindeutig aufgelöst wird), die der Film lange hält.
Ist Reagan krank oder besessen?
Man kann sich endlos in den Details verlieren (man kann z. B. mal auf Vögel im Umfeld von Reagan achten) & das ist so, weil dies ein handwerkliches Meisterwerk ist, in das viel Zeit, Liebe und Mühe geflossen ist:
Das sieht und spürt man in jeder Sekunde.
Eine Liste der besten Horrorfilme aller Zeiten, bei der „Der Exorzist“ nicht auf einem der ersten drei Plätze ist, kann man nicht ernst nehmen.

32. Fight Club, 1999

Konsumkritik, Buddhismus & Anarchie:
Es steckt eine Menge drin, in diesem Film und gelobt wird er an vielen Stellen genug.
Schauen wir uns an, was zu kritisieren ist.
Der zweite Akt ist unterhaltsam, mäandert aber ziemlich, der dritte Akt verliert massiv an Schwung.
Viele Rechte glauben, den Film für sich vereinnahmen zu können, das spricht zuerst dafür, dass sie ihn nicht verstanden haben, die Warnung, die der Film enthält, ist aber auch wirklich ziemlich leise.
Überhaupt sind die Bilder stets wichtiger, als die Fragen, die der Film stellt.
Am Ende ist das eigentliche Problem vielleicht dies:
Fight Club stellt eine Diagnose, zeigt aber keinen Weg auf.

Aber all das ist Jammern auf hohem Niveau. Fight Club ist nicht nur einer der besten, sondern auch interessantesten Filme aller Zeiten und einer der ganz seltenen Fälle, in denen die Verfilmung den Roman hinter sich lässt.“

33. Le trou, 1960

Ein Gefängnisfilm, der vieles anders macht:
Keine brutalen Mithäftlinge, keine sadistischen Wärter – „Le trou“ lässt das Gefängnis für sich sprechen.

Durch die Reduktion auf das wesentliche, das Kleinteilige, Mühsame, durch den konstanten Druck und alles, was verbindet & trennt, verrät er uns mehr über die Menschlichkeit, als Dialoge es je könnten.
Exzellente Schauspieler (darunter zwei Laien und ein echter Verbrecher) heben das Kammerspiel durch reduzierten Realismus auf ein ungewöhnlich hohes Niveau.

Ein außergewöhnlicher Film, der lange nachwirkt.
Fun-Fact: Der Schauspieler Jean Keraudy ist der echte Ausbrecher, auf dessen Leben der Film basiert.

34. Léon - Der Profi, 1994

Kamera, Ausstattung, Soundtrack – alles an diesem Film ist so elegant und präzise wie die gleichnamige Hauptfigur.

Besson inszeniert einen Thriller, der meisterhaft zwischen heftiger Gewalt und einer sehr zarten Beziehungsgeschichte wechselt.
Mit Gary Oldman steht dem Duo Reno/ Portman ein ebenbürtiger Bösewicht gegenüber, der nicht nur inhaltlich, sondern auch schauspielerisch mithalten kann.

Die Beziehung zwischen einem erwachsenen Mann und einem kleinen Mädchen bleibt verstörend.

Dennoch (aber unvergessen) ist „Léon“ einer der besten Actionfilme aller Zeiten.

35. Batman begins, 2005

Unpopuläre Meinung, aber für mich ist das der beste Batman Film der Nolan Reihe und einer der besten Batman Filme überhaupt.
Die Origin Story bekommt durch das Training bei der Liga der Schatten einen interessanten twist (und sieht verdammt gut aus), die Geschichte, die sich dann entwickelt, ist für einen Superhelden-Film erfreulich komplex.
Dabei verliert die Handlung nie den Bezug zu der zuvor aufgebauten psychologischen Tiefe, die Batman (als einziger Comicheld in der Form) hat.
Die Interpretationen von Scarecrow und Ra’s al Ghul wurden elegant in den realistischeren Ansatz von Nolans Batman eingefügt, ohne dass sie dabei ihre Qualitäten verlieren.
Christian Bale ist ein großartiger Batman, der die Physis von Bruce aus den Comics mitbringt, aber auch die Schwermut, die Unsicherheit (bei Tag) und die Entschlossenheit (bei Nacht).
Ein einzigartiger Superheldenfilm:
„People need dramatic examples to shake them out of apathy and I can’t do that as Bruce Wayne. „
Aber der Film kann das.

36. Einer flog über das Kuckucksnest, 1975

Individuum gegen das System:
„Einer flog über das Kuckucksnest“ ist deshalb so ein zeitloser Klassiker, weil die Frage zeitlos ist, weil sie immer und immer wieder neu verhandelt werden muss, in jeder Generation, in jeder Situation, in jedem Menschen.

Jack Nichsolson wurde für die McMurphy Rolle geboren, aber der Cast ist bis in die kleinsten Nebenrollen fantastisch besetzt. Insbesondere Brad Dourif & Danny de Vito brillieren in ihren (quasi) ersten Rollen.
Und dann ist da Louise Fletcher, die Oberschwester Ratched so nuanciert spielt (Platz 5 der wichtigsten Filmschurken aller Zeiten!), dass es einem die Schuhe auszieht.

Do not go gentle into that good night.
Let’s fly over the cukoo’s nest instead.
Every single time.

37. Ghostbusters, 1984

Eigentlich ein erstaunlicher Film.
Die Handlung hängt nur sehr lose zusammen, der Endgegner wird vor dem Finale nicht einmal erwähnt.
Keine der Figuren macht eine nennenswerte Entwicklung durch – sie sind am Ende des Films genau die gleichen, die sie am Anfang waren.
Aber … es funktioniert. Die Dialoge sind schnell und witzig (auch heute noch), die Figuren sind irgendwie gleichzeitig eindimensional und haben eine Qualität, die sie sofort zu alten Freunden macht, die Spezialeffekte sind großartig, stehen aber immer im Dienst der Geschichte (was man von viel zu vielen zeitgenössischen Filmen leider nicht sagen kann).
Ramis, Aykroyd und insbesondere Murray haben offensichtlich Spaß mit den Geistern und selbst die kleinsten Nebenrollen sind so gut, dass sie praktisch alle Kult sind – jeder auf seine Weise.
Ghostbusters ist ein Kult-Klassiker, in dem nichts zu passen scheint, der sich an keine Erzähl-Regel hält und trotzdem ist er ein verdammt guter Film.

38. Rosemary's Baby, 1968

Rosemary’s Baby besticht durch eine düstere & beklemmende Atmosphäre. Polanski (hier besonders schwierig, Werk & Künstler zu trennen) nutzt subtile visuelle und akustische Elemente, um eine stetig wachsende Spannung zu erzeugen, die den Zuschauer gefangen nimmt und bis zum unvermeidlichen Ende nicht mehr loslässt.
Interessant, wie die Kamera zuweilen wie … etwas von einer Zimmerecke auf das Geschehen blickt.
Dabei ist er trotz Weite klaustrophobisch, da sich die Handlungsspielräume immer weiter einschränken.

Die Darsteller, insbesondere Mia Farro, liefern herausragende schauspielerische Leistungen ab. Farrow verkörpert die zunehmende Verzweiflung und Paranoia ihrer Figur auf beeindruckende Weise und zieht den Zuschauer damit in ihre emotionale Achterbahnfahrt.
Auch die anderen Schauspieler, wie John Cassavetes und Ruth Gordon, tragen zur Intensität der Handlung bei.

„Rosemary’s Baby“ bricht mit vielen Konventionen des Horrorfilms seiner Zeit und setzt sich mit Themen wie Macht, Manipulation, Religion & weiblicher Identität auseinandersetzt.
Das er nach so langer Zeit damit immer noch aktuell ist, ist auf seine eigene Weise verstörend.

39. M - Eine Stadt sucht ihren Mörder, 1931

„M – Eine Stadt sucht ihren Mörder“ ist ein wegweisender & dabei noch immer wahnsinnig unterhaltsamer Film.
Für Fritz Lang war es der erste Tonfilm und bereits der erste gesprochene Satz, eine Mutter ruft ihr Kind, geht durch Mark und Bein, denn es wird schnell klar, dass sie es nicht wiedersehen wird.
Die Geschichte ist aber nicht nur spannend erzählt, sondern wechselt die Perspektive zwischen der Polizei, dem Mörder und der Unterwelt und beleuchtet dabei auch noch die Psychologie des Mörders.
Dabei verbindet der Film expressionistische Elemente mit dokumentarischen Stilmitteln und schafft eine düstere Atmosphäre, die bis heute nichts von ihrer Wirkung verloren hat.
Interessant ist die Verwendung von Schatten und Licht: Hier spiegelt sich die Verzweiflung der Stadt & die Psyche des Mörders. Und das 1931!
Ältere Filme sind manchmal schwer zugänglich: Dieser ist geradezu modern.

40. King Kong und die weiße Frau, 1933

Es gibt eine ganze Reihe von Filmen aus den 20er und 30er Jahren, deren Einfluss auf die Pop- und Filmkultur kaum hoch genug eingeschätzt werden kann.
Unter ihnen ist King Kong wohl einer der bedeutensten.
Der Film überzeugt noch heute mit einer Tricktechnik, die absolut faszinierend ist, verlässt sich aber nicht nur auf seine beträchtlichen Schauwerte, sondern punktet mit einer zeitlosen & universellen Geschichte.
Sie erzählt von Liebe, Verlust, Verrat und der Zerstörung der Natur durch den Menschen.
Die Figuren sind dabei gut entwickelt, der visuelle Stil, stark beeinflusst vom Expressionismus, ist hervorragend gealtert.
Zu kritisieren sind selbstverständlich der immanente Rassismus und Sexismus, auch wenn es nur bedingt sinnvoll ist, die Vergangenheit mit den Maßstäben der Gegenwart zu bewerten.
So bietet der Film eine Menge Stoff zum diskutieren, unterhält darüber hinaus aber auch einfach immer noch verdammt gut:
„It was beauty that killed the beast.“

41. The Prestige, 2006

Aus dem Werk von Christopher Nolan fällt „The Prestige“ als period piece (zumindest bis „Oppenheimer“) etwas heraus, auch in der öffentlichen Wahrnehmung.
Der Kampf der beiden Magier ist dabei als Verwirrspielspiel angelegt und für mich deshalb so interessant, weil es in einer Zeit spielt, die filmisch weniger beleuchtet ist.
Wie in allen Filmen Nolans, sind Sets, Pacing, Austattung mit hoher Effizienz eingesetzt und schaffen es sofort, den Zuschauer mitzunehmen.
Bale & Jackman sind wie geschaffen für die Rollen, auch wenn Michael Caine beiden in jeder Szene die Show stiehlt.
Wie alle Filme Nolans ist auch „The Prestige“ eher kompliziert als komplex. Aber der Film ist trotz des ernsten Tons viel verspielter als seine anderen Werke und die Fragen, die jeder seiner Filme stellt: „Was ist Realität?“ , „Was ist Wahrnehmung?“ und in welcher Beziehung stehen die beiden zueinander, ist hier organischer.
Wie das Publikum von Bale & Jackman schauen wir genau hin:
Sehen aber doch die ganze Zeit in die falsche Richtung.

42. Rocky, 1976

Was soll man über diesen Film noch sagen, was nicht schon tausend Mal gesagt wurde?

Vielleicht nur dies: Der Film ist viel klüger, als man meinen könnte.
Es ist interessant Rocky durch die ganze Reihe hindurch als eine Art weisen Narren zu sehen, der uns viel mehr zu erzählen hat, als „nur“ eine sehr amerikanische Aufsteiger-Story.

In seiner einfältigen, aber geradlinigen Art, seiner Bescheidenheit und seiner Loyalität steckt viel bedenkenswertes.

Insbesondere der erste Teil ist zudem ein feingezeichnetes Milieudrama, das weit über Trainingsmontagen und epische Boxkämpfe hinausgeht.

Keine Ahnung, wie oft ich Rocky schon gesehen habe und keine Ahnung, wie oft ich ihn noch sehen werde. Nur eines ist klar: Oft.

43. Oppenheimer, 2023

Ich fand Christopher Nolan immer ein wenig überschätzt.
Keine Missverständnisse – er ist einer der interessantesten und innovativsten Regisseure der Gegenwart & ich würde keinen seiner Filme verpassen.

Aber praktisch alle seine Werke zeichnen sich durch einen Mangel an Charakterentwicklung aus, Stichwort: „idea as hero“ und in vielen herrscht Stil über Substanz (wenn auch nur ein kleines bisschen).

Und spätestens beim ersten Rewatch fallen doch auch immer wieder verschiedene Schwächen ins Gewicht: Deus Ex Machina Elemente in „The Dark Knight“ etwa oder dass das Prestige in „The Prestige“ schlicht darin besteht, dass ein umöglicher twist ins Spiel kommt.
Oder „Inception“ – fraglos kompliziert, aber eigentlich nicht sonderlich komplex.
Alles tolle Filme, die ich gern gesehen habe: Aber eben nicht ohne Mängel.

Dann kam „Oppenheimer“.

44. Der Leuchtturm, 2019

Plötzlich war Robert Eggers da und erinnerte uns daran, dass Filme auch ganz anders sein können: Kreativ, herausfordernd, anregend.

„The Lighthouse“ ist in jeder Hinsicht einzigartig: Die Rückbesinnung auf das heute ungebräuchliche Bildformat und natürlich das körnige schwarzweiß Bild, die altmodische Sprache und das Setting, das gleichzeitig Naturgewalten beschwört und doch ein Kammerspiel ist.
Dafoe und Pattinson sind Idealbesetzungen für die Auseinandersetzung der beiden Männer, die in dem Leuchtturm und in ihren Vorstellungen & Geheimnissen eingeschlossen sind.

Wovon handelt dieser Film? Darauf gibt es (gottseidank) keine abschliessende Antwort. Es lässt sich psychologisch deuten oder mythologisch. Möglicherweise werden Arbeitsverhältnisse verhandelt oder unterdrückte Homosexualität und auch Lovecraft könnte Gast im Leuchtturm sein.

„The Lighthouse“ ist vermutlich nicht jedermanns Sache. Das ist einer seiner ganz großen Stärken.

45. Lost in Translation, 2003

Alles, was die Film so groß macht, ist ganz klein.
Der Film fängt die Isoliertheit und Desorientierung ein, die man in einer fremden Kultur erleben kann. Die neonbeleuchteten Straßen Tokios stehen im Kontrast zur emotionalen Verlorenheit der Protagonisten.
Nur, und darin liegt die Weisheit des Films, müssen wir dazu natürlich nicht nach Tokio. Oder sonst irgendwo hin.
Es gibt viele wundervolle klein Momente in diesem Film, voller Witz und Wärme, voller Abwesenheit und Zärtlichkeit.
Gerade weil es in dem Film um so wenig geht, ist er so zugänglich, denn diese kleinen, scheinbar unbedeutetenden Momente sind am Ende alles oder zumindest der größere Teil von allem.
Aus diesem Grund verstehen wir auch nicht, was die letzten Worte sind, die Bill Murray Scarlett Johanssen ins Ohr flüstert: Sie sind gleichzeitig nicht für uns bestimmt und gehören uns genau aus diesem Grund ganz allein – wir entscheiden, was gesagt wurde und werden so Teil der Geschichte.
Bill Murray, für mich für immer Peter Venkman und vielen Filmen ja auch tatsächlich mehr oder weniger eine Variante der Figur, legt hier eine Performance hin, die ihn in einem ganz neuen Licht erscheinen lässt. Für die Szene, in der er dem japanischen Regisseur verschiedene Angebote für seine Rolle macht, fehlen mir schlicht die Worte, so gut ist er.
„Lost in Translation“ ist ein wunderbarer Film, der uns auf subtile Weise auf uns selbst zurückwirft und mit uns durch unser inneres Tokio schlendert.

46. Tár, 2022

Tár ist ein wunderschöner, sehr komplexer Film, der dem Zuschauer einiges abverlangt.

Cate Blanchett, die für die Rolle nicht nur das Dirigieren, sondern auch noch Klavier und Deutsch gelernt hat, spielt die Protagonisten mit einer solchen Dichte, dass sich verständlicherweise viele Kinogänger im Anschluss gefragt haben, ob die Geschichte based on real event ist – ist sie nicht. Aber sie könnte.

Bereits das Setting im Umfeld des klassischen Musik Kulturbetriebs macht klar, dass dieser Film keine leichte Kost wird.
Dabei spielt die Musik eigentlich gar keine Rolle – Tár ist eine extrem kontrollierte Person, was sich in jeder Kleinigkeit zeigt :
Von ihrer Gestik, über den Sport & der Ernährung, bis hin zum Umgang mit ihren Mitmenschen und eben der Musik.
Aber sie hätte auch Anwältin sein können und statt zu Boxen Karate machen.
Während man bei Fletcher in „Whiplash“ die Liebe zur Musik in jedem Moment spürt, können bei Tár Zweifel aufkommen. Alles an Ihr ist so kontrolliert … kann es dann noch Liebe sein? Oder kann es nur dann Liebe sein?
Kann man Kunst auf so hohem Niveau machen, ohne ihren Wesenskern zu verstehen?
Vielleicht ist auch das eine Frage, die der Film stellt.

Obgleich wir alles aus Társ Perspektive erleben, wissen wir nicht, was sie weiß. Wie die Personen in ihrem Umfeld, die von Ihrem Talent, ihrer Arbeit und allem, was sie erreicht hat, überwältigt sind, macht es uns auch mißtrauisch. Wir sind Teil Ihres Umfelds.

Verschiedene Fragen werden aufgeworfen, aber nicht beantwortet. Wir verstehen nur, dass sie für Tár wichtig sind, aber nicht, was sie bedeuten.
Diese Leerstellen können wir selbst füllen.

Es sind diese und weitere Ambiguitäten, die der Film von uns verlangt auszuhalten und damit steht er gegen die meisten Filme, die sich eindeutig positionieren und erklären.
Tár macht es uns nicht so einfach. Darin liegt seine Schönheit

47. Everything everywhere all at once, 2022

Während Marvel & DC noch immer nicht herausgefunden haben, was man erzählerisch mit einem Multiversum anstellen könnte, entscheiden sich Kwan & Scheinert für eine eigentlich naheliegende Lösung: Alles natürlich!

„Everything, everywhere, all at once“ ist nicht ein Film, sondern viele, ein kreatives, wildes, chaotisches Meisterwerk, dass seine Grundprämisse nicht nur ernst nimmt, sondern auch ausschöpft.
Dabei kristallisiert sich nach einer Weile heraus: Was wie wildes Chaos aussieht, hat ein Herz in der Mitte – ein emotionales Zentrum, in dem die Figuren stehen, insbesondere natürlich Michelle Yeoh.
Der Film ist nicht nur eine Hommage an viele Fime, nicht nur ein Ritt durch die Genres, nicht nur eine fantastische Vielzahl an Zitaten, sondern dabei auch noch nachdenklich und tiefgründig.

Die visuellen Entscheidungen sind dabei stets dem innovativen Konzept, vor allem aber den Menschen, um die es geht, untergeordnet. Und die sind nicht nur die Familie von Quan & Yeoh, sondern auch Du und ich und jeder Zuschauer.

Außerdem gibt es einen kochenden Waschbären und mehr kann man nun wirklich nicht verlangen.

48. V for Vendetta, 2005

Während Marvel & DC noch immer nicht herausgefunden haben, was man erzählerisch mit einem Multiversum anstellen könnte, entscheiden sich Kwan & Scheinert für eine eigentlich naheliegende Lösung: Alles natürlich!

„Everything, everywhere, all at once“ ist nicht ein Film, sondern viele, ein kreatives, wildes, chaotisches Meisterwerk, dass seine Grundprämisse nicht nur ernst nimmt, sondern auch ausschöpft.
Dabei kristallisiert sich nach einer Weile heraus: Was wie wildes Chaos aussieht, hat ein Herz in der Mitte – ein emotionales Zentrum, in dem die Figuren stehen, insbesondere natürlich Michelle Yeoh.
Der Film ist nicht nur eine Hommage an viele Fime, nicht nur ein Ritt durch die Genres, nicht nur eine fantastische Vielzahl an Zitaten, sondern dabei auch noch nachdenklich und tiefgründig.

Die visuellen Entscheidungen sind dabei stets dem innovativen Konzept, vor allem aber den Menschen, um die es geht, untergeordnet. Und die sind nicht nur die Familie von Quan & Yeoh, sondern auch Du und ich und jeder Zuschauer.

Außerdem gibt es einen kochenden Waschbären und mehr kann man nun wirklich nicht verlangen.

49. Three Billboards outside Ebbing, Missouri, 2017

Leider eine Seltenheit:
Kluge Filme, die wirklich etwas zu sagen haben, ohne belehrend zu sein oder mir die Botschaft mit dem Hammer ins Gesicht zu prügeln.
Filme, die tiefsinnige, witzige Dialoge haben, ausgetauscht von Figuren, die komplex sind und nicht nur schwarz oder weiß.

„Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ hat mit Frances McDormand Figur der Mildred wohl eine der besten Charakterstudien der letzten Jahre, einer Frau, die gleichzeitig für sich kämpft und sich auf diesen Kampf nicht reduzieren lassen will, aber auf den zweiten Blick sind die Nebenfiguren mindestens genauso gut, wenn nicht noch eindrücklicher.

Woody Harrelson und Sam Rockwell sind genauso sehr Teil von/ auf der Suche nach einem Umgang von Wut, Trauer, Gerechtigkeit und Vergebung.
Das ist das verbindene Element, dass uns bei aller Ungleichheit und Ungerechtigkeit zusammen kommen lassen kann.
Die Entscheidung liegt bei uns.

Darüberhinaus könnte man fast vergessen, wie umwerfend dieser Film aussieht – nie sah das karge Missouri schöner aus.

Die Dinge, die Menschen, die Situationen, die kleinen & großen Katastrophen: Sie sehen oft so einfach aus und sind es praktisch nie.

 

50. Angel Heart, 1987

Für mich Platz eins auf der Liste der am meisten unterschätzten Filme.

„Angel Heart“ ist der Abstieg in ein Labyrinth, in dem Du nie weißt, was in den Schatten und hinter der nächsten Biegung lauert.
Rourke, deNiro und Bonet spielen ihr Rollen mit Intensität & Charisma, als hätten sie einen Pakt mit dem Teufel geschlossen und die Geschichte hat durch zahllose Details einen sehr hohen Rewatch-Faktor.
Überhaupt bieten die vielen Motive viel Stoff für Gespräche.

Herausragend sind die Film-Noir Bilder, die Michael Seresin erschafft: Licht und Schatten sind nie Selbstzweck, sondern immer so sehr Innen- wie Außenwelt.

Ein abgründiges Meisterwerk.

Das die ganze Geschichte irgendwie auch die Geschichte von Mickey Rourke im echten Leben ist, ist im Rückblick tragisch.

(Ich frage mich, ob der Sonnenschutz, den Harry Angel am Strand bekommt, eine Reminiszenz an den Verband von Jake Gittes in „Chinatown“ ist ..? Aber jetzt werde ich erst einmal ein Ei essen.)

Ihr Titel
51. Pulp Fiction, 1994

„Pulp Fiction“ ist einer der wichtigsten Filme aller Zeiten – keine Frage.

Aber für mich ist es nicht unbedingt die Erzählstruktur oder die Art, wie er mit der Zeit umgeht. Es sind auch nicht die unzähligen Anspielungen oder die herausragenden Charaktere, die alle eine erstaunliche Tiefe haben.

Es ist die schiere Freude an der Sprache, die Tarantinos zweite Arbeit weit über alle anderen Filme hinaushebt. Die Dialoge haben Witz, Tempo und Intelligenz, und doch ist nichts davon gekünstelt.

Interessanterweise steht der Dialog keineswegs nur im Dienst der Handlung, sondern unterstützt sie gerade dadurch.

52. Pig, 2021

Ich bin kein großer Fan von Nicolas Cage.
Tatsächlich frage ich mich manchmal, ob seine Karriere auch so verlaufen wäre, wäre er nicht der Neffe von Francis Ford Coppola.
Sein Overacting, seine Exaltiertheit … das muss man schon alles mögen.

In dem häufig außerordentlich merkwürdigen Film „Pig“ ist er meiner Meinung nach gegen Strich besetzt: Ganz ruhig, ganz gelassen, ganz entschlossen.

„Pig“ ist eine Reise und was für eine. Was skurril beginnt, wird nicht unbedingt plausibler, aber der Film entfaltet eine große Kraft und Menschlichkeit, stellt gleich eine ganze Reihe von tiefgründigen Fragen und findet nicht die schlechtesten Antworten.

Man könnte meinen, der Film handelt von der Suche nach Verbindung, von der Frage, was es bedeutet, ein Mensch zu sein, aber in Wahrheit geht er darüber hinaus:
Die Frage von „Pig“ ist die Frage nach dem Sinn des Lebens.
Und die Antwort kann ein Schwein sein. Vor allem, wenn das Schwein die ganze Welt ist.

Oh und um Trüffel geht es auch.

53. Coda, 2021

Ein Film über alles, was uns trennt und verbindet und wie es (vermutlich viel öfter als wir denken) ein und dasselbe ist.

Man denkt, man hat die Geschichte schon oft gesehen.
Aber so kennt man sie nicht.
Ist das kitschig?
Ja, manchmal schon.
Aber in diesem Kitsch liegt sehr viel Wahrheit.

„Coda“ ist schlicht und einfach wunderschöner Film.

54. Der Pianist, 2002

Einer dieser Filme, bei denen ich nichts verstehe:
Weder die unmenschliche Grausamkeit der einen Seite, noch den Mut und Lebenswillen der anderen.
Und wie oft liegen sie so nah bei einander.

Polanski ist ein schwieriger Filmemacher, dessen persönliche Geschichten man natürlich nicht ignorieren kann.
Aber was er hier zusammen mit Adrian Brody auf die Leinwand gebracht hat, das steht für sich selbst, muss für sich selbst stehen.

Ein großer Film, der uns daran erinnert, wie klein alles ist, was uns verbindet und wie unverhandelbar es sein muss.
Das ist in diesen Tagen wichtiger denn je.

55. Zurück in die Zukunft, 1985

Du brauchst nicht wirklich mich, um Dir zu erklären, dass dies einer der wenigen ziemlich perfekten Filme ist.

Story, Besetzung, Tempo, Soundtrack und natürlich das Set-Design: Dieser Film macht alles richtig.

Deshalb möchte ich nur auf eine Sache aufmerksam machen:

Die schlichte Eleganz, der Wahnsinn und das hohe Tempo, der Witz und die Ernsthaftigkeit: All das ist in diesem unglaublich genialen Titel enthalten, der auf einer fiktiven Liste der besten Filmtitel aller Zeiten unangefochten auf Platz eins stehen würde:

„Zurück in die Zukunft“.

56. Der Rausch, 2020

In diesem Film geht es nicht um Alkohol.
Es geht um Krisen, Leistungsdruck, Konformität – letztlich um Angst.

Angesichts der Prämisse hätte der Film praktisch zu jedem Moment eine falsche Wendung nehmen können, aber Vinterberg & Mikkelsen gelingt es stattdessen, die genannten Themen sensibel zu reflektieren und behutsam eine stimmige Handlung der leisen Töne zu entwickeln.
Bis zu seinem wundervollen Ende.

Skål!

57. Stirb langsam, 1988

Einer der ganz großen Action-Klassiker.
Aber warum eigentlich?

Zum einen aus historischen Gründen:
Mit „Die Hard“ endete die Ära der Muskelmänner endgültig. Sly und Arnie wurden durch einen Jedermann ersetzt. Auch wenn es sich um einen ungewöhnlich charismatischen Jedermann handelt, der schauspielerisch ein wesentlich größeres Repertoire im Angebot hat.

Vor allem aber ist der Erfolg durch die Umkehrung der Verhältnisse zu erklären: Normalerweise stören Verbrecher die Ordnung, die Polizei stellt sie wieder her.
Bei „Die Hard“ steht die Welt Kopf: Die Ordnungsmacht ist der planvolle, rational agierende (und fantastische) Alan Rickman, und die Polizei in Form von Bruce Willis ist das chaotische Element, das die Ordnung bedroht.

So können wir beides haben: Das Vergnügen zu stören und trotzdem auf der richtigen Seite sein.

Neben Rickman und Willis kommt natürlich auch noch alles andere hinzu: Das verdichtete Set, die hervorragend choreographierte Action und die kultigen oneliner.

„Yippee-Ki-Yay, Motherf*****.“

58. Wege zum Ruhm, 1957

Ich bin kein Freund von Antikriegsfilmen:
Viel zu viele heroisieren den Wahnsinn ja doch.
Es gibt Ausnahmen: Wenn ein Film über einen Krieg im Land, in dem er spielt, de facto zensiert wurde, dann muss er etwas richtig gemacht haben.

Dieser Krieg war Wahnsinn:
Jeder Krieg ist Wahnsinn.

Schonungslos legt Stanley Kubrick offen, was kaum zu rechtfertigen ist: Kirk Douglas zeigt in diesem Meisterwerk, warum er eine Legende ist.

Was jeder Krieg verhandelt ist die Frage nach der Menschlichkeit:
„Paths of Glory“ bezieht Position – kraftvoller kann Kino kaum sein.

59. L.A. Confidential, 1997

Eine Liebeserklärung an den Film Noir und eine Stadt, an ein Lebensgefühl und ein untergegangenes Hollywood. Oder ist es untergegangen?

Ehre ist das Thema des Films und es wird in den drei Hauptdarstellern aus drei sehr unterschiedlichen Perspektiven behandelt.

„L.A. Confidental“ ist ein ziemlich makelloser Film mit einem fantastischen Cast, tollen Bildern und einem großartigen Soundtrack.

Was den Film aber in eine Riege mit „China Town“ hebt, ist das Drehbuch.
James Ellroy Roman ist ein Meisterwerk für sich und die Detailversessenheit, die glaubhaften Figuren und die finstere Atmosphäre stecken natürlich bereits im Ausgangsmaterial.
Ellroy interessiert sich wohl aus einem der schlimmsten aller Gründe für die Abgründe der menschlichen Seele: Wie er seine Kunst durch den Schmerz in seiner Literatur auf ein neues Level hebt, ist zutiefst beeindruckend und hat hier einen Film für die Ewigkeit mit erschaffen.

60. Blade Runner (1982)

Selbst wenn man der Geschichte nicht folgen möchte, kann man sich an den Sets, Bauten und Effekten nicht sattsehen.
Insbesondere letztere sind sehr gut gealtert und haben über 40 Jahren nach ihrem Erscheinen nichts von ihrem Wow-Faktor eingebüßt.
Scotts Besessenheit von Details zahlt sich in praktisch jeder Szene aus: Es gibt so unglaublich viel zu sehen und zu entdecken, dass es eine wahre Freude ist.

Harrison Ford und insbesondere Rutger Hauer sind einfach fantastisch: Die Umkehrung der zu erwartenenden Verhältnisse – Hauer, der Android, lebenslustig, voller sexueller Energie und mit einem Sinn für Poesie und Ford, der Mensch, zurückgenommen, unempathisch, ein reduziertes Wesen – heben den Film auf ein Niveau, das zumindest in der Intensität des Zusammenspiels wohl niemand sonst hätte erreichen können.

Aber das alles tritt hinter die Qualität des Drehbuchs zurück.
Nicht so sehr an der Oberfläche: Da sind wir in einem ok-en Film Noir Plot unterwegs. Aber die Vielzahl von philosophischen Themen, die zwischen den Zeilen verhandelt werden, ist atemberaubend und lädt zu vielen Gesprächen ein:

Freier Wille vs. Determinismus
Das Verhältnis von Mensch und Natur
Die Rolle von Technologie in der Gesellschaft
Die Bedeutung von Träumen und Erinnerungen
und natürlich:
Was ist Liebe?
Was ist Realität?
und wie immer bei Philipp K. Dick:
Was bedeutet es, ein mensch zu sein?

Blade Runner (hat irgendwer eigenlich rausbekommen, warum der Film so heißt?) geht all diesen Fragen nach und findet nicht die schlechtesten Antworten: Nicht durch Erklärung, sondern durch Handlung, die Charaktere und die visuelle Gestaltung des Films.

Was für ein Meisterwerk!

Bonus: Tipp für Deine Tochter „Persepolis“ 
Gibt es bei Amazon Prime in dem Kanal Arthouse Plus gratis.

61. "Shoplifters" (2018)

Was ist wichtiger:
Die Reise oder das Ziel?

„Shoplifters“ ist ein sehr sensibler, fast sanfter Film.
Die Kameraarbeit von Ryūto Kondō ist bemerkenswert unaufdringlich und intim. Dabei sprechen die Bilder Gefühle: Nah und gemeinschaftlich, wenn die Familie zusammen ist, distanziert und weit, wenn sie es nicht ist.
Die langen Einstellungen und ruhigen Kamerafahrten tragen zur kontemplativen Atmosphäre des Films bei: Sie geben uns Zeit, uns in die Situation, in die Menschen, einzufühlen.

Im Kern geht es in „Shoplifters“ um die Frage, was eine Familie ausmacht:
Es geht nicht (unbedingt) um Blutsverwandtschaft, sondern um Liebe, Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung mit den Menschen, für die wir uns entscheiden.
Die Schauspieler sind durchweg sehr gut, vor allem die Kinder spielen sich direkt ins Herz.

Also: Was ist wichtiger – die Reise oder das Ziel?
„Shoplifters“ weiß es – es sind die Menschen, mit denen wir unterwegs sind.

62. Porträt einer jungen Frau in Flammen (2019)

Wie kann ein Film gleichzeitig so zart und so stürmisch sein, so klug und so wunderschön?

Alles ist Sehen: Wir sind im Blick des anderen.
Der Blick spielt im Film eine zentrale Rolle. Marianne betrachtet Héloïse mit künstlerischem und begehrlichem Blick, während Héloïse sich durch Mariannes Malerei neu wahrnimmt und Selbstbewusstsein gewinnt. Der Film hinterfragt die Dynamik des Sehens und Gesehenwerdens und zeigt, wie Blicke Machtverhältnisse und Selbstwahrnehmung beeinflussen können.
Die Blicke der Protagonistinnen sind Werkzeuge des Verstehens und der Kommunikation, die über die konventionelle Sprache hinausgehen.
Das der männliche Blick fehlt, bzw. nur indirekt erzählt wird, ist eine große Stärke des Films.
Der Film ist so aber auch selbst-referentiell: Denn wir sehen den Film ja auch und verhandeln so aktiv das Verhältnis Künstler-Kunst-Publikum mit.

Und dann ist da noch das historische Setting. Es scheint die Frage nach weiblicher Selbstbestimmung und dem männlichen Blick in die Vergangenheit zu verlegen: Stellt damit aber natürlich die Frage, wie viel weiter wir in den Fragen eigentlich wirklich sind.

Unklar, warum der Film in dem Jahr nicht alle Preise in allen Kategorien gewonnen hat (Special Effekts vielleicht ausgenommen).
Der Blick voller Liebe, der Blick des anderen: Er bezieht sich auch auf das Kino.
Und es ist unglaublich, was Kino hier sein kann und ist.

63. Sound of Metal (2019)

„Reparieren musst Du hier gar nichts.“

Was bleibt, wenn alles, was Dich definiert, zerbricht?
„Sound of Metal“ ist herzzerreißend, kraftvoll, es geht um Identität, Verlust und Erneuerung.

Riz Ahmed, der die Hauptrolle spielt, liefert eine beeindruckende und intensive Performance ab. Seine Darstellung von Rubens Kampf und Anpassung ist bewegend und glaubwürdig. Ahmeds körperlicher und emotionaler Einsatz in dieser Rolle sind fantastisch.

Marders Regie ist ein wahres Meisterstück. Er verwendet innovative Sounddesign-Techniken, um Rubins akustische Erfahrung dem Publikum näherzubringen. Dies schafft eine immersive und emotionale Erfahrung, die seinesgleichen sucht.
Der krasseste Effekt ist hierbei die Stille, die die Isolation und Einsamkeit verdeutlicht, die Ruben nach dem Hörverlust empfindet.

Die lautesten Töne finden sich manchmal in der Stille und Musik findet nicht nur im Gehör, sondern im Herzen statt.
Wenn alles zerbricht, was Dich ausmacht, stellt sich manchmal heraus, dass „alles“ nur eine Option unter vielen war.

64. 2001: Odyssee im Weltraum (1968)

Im Weltraum hört Dich vielleicht niemand schreien: Aber philosophieren.

Ist HAL des Menschen bester Freund oder schlimmster Feind?
Dies ist natürlich nur eine der vielen Fragen, die „2001“ uns stellt und eine die zeigt, dass der Film nichts von seiner Aktualität oder Bedeutung verloren hat.
Evolution, Technologie & künstliche Intelligenz, Transzendenz und Existenz: „2001“ ist ein Film, der die großen Themen der Menschheit aufgreift und uns auf eine Zeitreise durch die Geschichte der Zivilisation und die Zukunft der Technologie mitnimmt.

Kubricks Meisterwerk ist mehr als nur Science-Fiction, es ist eine philosophische Betrachtung der menschlichen Existenz und unseres Verhältnisses zum Universum.
Gibt es eine höhere Macht die Bowman in eine Art Zoo steckt oder ist es Bowmans höheres Bewusstsein:
Begegnet er sich selbst? Fällt der Mensch am Ende stets auf sich selbst zurück?
Ist unsere Technologie die Verdinglichung unserer Intelligenz?
Falls ja: Was sagt das dann über das Verhältnis HAL Bowman aus?

Es kann keine eindeutigen Antworten auf diese beispielhaft herausgezogenen Fragen geben: Die Antworten variieren notwendigerweise durch Zeit, Kontext und Perspektive.

Die Mischung aus extrem verdichteter Komplexität und struktureller Offenheit ist in der Filmgeschichte wohl einmalig: Allenfalls „Solaris“ und „Stalker“, vielleicht noch „Blade Runner“ könnte man nennen, wenn man nach vergleichbaren Filmen sucht.

Und da haben wir noch nicht einmal angefangen, über die perfekten Bilder, das einzigartige Set-Design oder die fantastische Musik zu sprechen.
„2001“ wird so lange aktuell und faszinierend bleiben, wie es Menschen gibt.

Ein Film wie der berühmte Monolith: Einzigartig, rätselhaft und ziemlich perfekt.

65. Das siebente Siegel (1957)

Die Partei spielen wir alle: Schach gegen den Tod.

„Das siebente Siegel“ konfrontiert uns mit den großen Fragen des menschlichen Daseins: Leben, Tod, Glaube und die Suche nach Sinn in einer scheinbar sinn- & gottlosen Welt.
Ritter Antonius Block, kehrt desillusioniert aus den Kreuzzügen zurück und findet seine Heimat von der Pest heimgesucht. In dieser Atmosphäre der Verzweiflung fordert er den Tod selbst zu einer Partie Schach heraus – so trotzen wir dem Unvermeidlichen.

Dieses Schachspiel wird zur Metapher für den ewigen Kampf zwischen Leben und Tod, Licht und Dunkelheit, Unwissen und Gewissheit. Dabei ist der Tod ein ambivalenter Spieler: Er ist die Unausweichlichkeit des Endes, aber auch eine seltsame Form von Gerechtigkeit in einer Welt, die von Chaos und Leid geprägt ist.

Bergmans Regie ist von beeindruckender Präzision. Jede Einstellung ist sorgfältig komponiert, oft mit starken Hell-Dunkel-Kontrasten, die an mittelalterliche Gemälde erinnern. Und schwarz und weiß ist ja auch das Spiel.
Die Dialoge sind pointiert und tiefgründig, ohne je prätentiös zu wirken.

Und dann ist da der Glaube in einer Zeit der Krise. Aber dieser Glaube ist auch eine Suche nach Gewissheit. Block sucht verzweifelt nach Beweisen für die Existenz Gottes, während um ihn herum religiöser Fanatismus und Aberglauben grassieren. Sein Knappe Jöns repräsentiert den Skeptizismus und bildet einen interessanten Kontrast zu Blocks quälendem Zweifel.

Die Darstellung der mittelalterlichen Gesellschaft ist dabei keineswegs nur historisches Kolorit. Bergman nutzt sie, um zeitlose Themen wie soziale Ungerechtigkeit, die Manipulierbarkeit der Massen und die Scheinheiligkeit religiöser Institutionen zu behandeln.

In dieser düsteren Grundstimmung sind aber auch immer Momente der Hoffnung und Menschlichkeit, zum Beispiel im Gauklerpaares Jof & Mia, die eine eigene, unspektakuläre Antwort auf Blocks Fragen gefunden haben.

Bergmans innovative Erzähltechnik und seine symbolische Bildsprache waren ihrer Zeit voraus und bleiben bis heute einflussreich.
Aber trotz der düsteren Themen endet der Film mit einem Hauch von Hoffnung. Diese Betonung der menschlichen Widerstandsfähigkeit und des Wertes des Lebens angesichts des Todes ist eine zeitlose Botschaft.
„Das siebente Siegel“ besticht durch seine philosophische Tiefe, ohne dabei jemals belehrend oder prätentiös zu wirken. Bergman gelingt es, existenzielle Fragen in eindringliche Bilder und Dialoge zu übersetzen und trotzdem zugänglich zu bleiben.
Mehr als „nur“ ein intellektueller Film – eine emotionale Reise durch das Leben.

66. Inside Llewyn Davis (2013)

Ein Film wie ein Song: Nicht nur Anfang & Ende reimen sich.

Oder wie ein Traum: Mehr als in ihren anderen Filmen erschaffen die Coen Brüder mit „Inside Llewyn Davis“ durch die gedämpfte, grau-blaue Farbpalette und die zyklische Erzählstruktur eine traumhafte Atmosphäre.
Eine besondere Rolle kommt dabei der Katze zu, die durch das Verlieren und Finden zum Spiegel für Llewyns Leben wird, aber auch seine Schwierigkeiten mit dem Thema Verantwortung unterstreicht.
Zudem treibt sie die Handlung voran und ist dabei selbst ein surreales Element … ein spiritueller Führer.

Die komplexe Hauptfigur folgt ihr auf einer metaphorischen und wörtlichen Reise und konfrontiert sich dabei mit dem Streben und Scheitern, dem Wollen und Müssen, Gleichgültigkeit und künstlerischem Selbstverständnis und vor allem mit den eigenen Träumen – ein Traum im Traum.

Wer hätte gedacht, dass man mit einer streunenden Katze und einem obdachlosen Musiker einen so tiefsinnigen Film über die Absurdität des Lebens machen kann?
Und dieser Soundtrack!

67. Million Dollar Baby (2004)

Scheint „Million Dollar Baby“ zunächst die typische Aufsteiger-Story amerikanischer Prägung zu sein, entfaltet der Film schnell eine Kraft, die man in diesem Genre nur selten findet, ehe er einen Abzweig nimmt, die einem die Schuhe auszieht.

Boxen ist natürlich schon immer eine Chiffre für Armut gewesen:  So elegant der Sport sein kann, so unerbittlich und hart ist er auch. Eastwoods gelingt es beides zu zeigen: Die Härte des Sports und die Härten der Armut.
Meisterlich inszeniert zeigt er beides in kühlen, ruhigen Bildern, die für sich selbst sprechen. „Million Dollar Baby“ kommentiert nicht. Er zeigt nur.
Die Kämpfe sind hart und realistisch: Innerhalb & außerhalb des Rings.
Was den Film aber aus der Masse heraus hebt, ist die Gegenüberstellung der Härten mit einer tiefen Menschlichkeit und der Zerbrechlichkeit der ungewöhnlichen Beziehung zwischen Swank und Eastwood.

Und apropos Swank: Praktisch jeder Schauspieler neben Eastwood hat ein Problem, weil praktisch jeder neben ihm in der Ausstrahlung und dem Charisma verschwindet – das war schon früher so, seine „Alters-Autorität“ macht das nicht leichter.

Eine der wenigen, der hier bestehen kann, ist Morgan Freeman und dann ist da Hillary Swank. Meine Güte, wie gut kann man sein? Ich habe mit ihr gelacht und geweint und zu dritt entfalten sie die ganze Wucht von reiner Kinomagie.

Die Menschlichkeit und die Zerbrechlichkeit: Vielleicht ist sie alles, was wir der Härte gegenüberstellen können.
Es kommt nicht oft vor, dass ich so sehr mit Figuren mitgehe, dass ich ahne, was kommt und denke: „Ich will das bitte nicht sehen.“
(Es sollte noch schlimmer kommen.)

68. Vergiss mein nicht (2004)

Innovatives Drehbuch trifft auf komplexe Erzählstruktur und schafft ein Meisterwerk für die Ewigkeit.

Es gibt Filme mit tollen Effekten und schauspielerischen Leistungen auf höchstem Niveau, aber nur selten gelingt es einem Film alle vier genannte Elemente so sehr in den Dienst seiner tiefgründiger Themen zu stellen.

Ich habe Jim Carreys schauspielerische Leistungen stets zu würdigen gewusst, für mich waren sie aber nie etwas. Ich mag keinen einzigen seiner Filme, mit Ausnahme von diesem. Wie viel Verletzlichkeit, welche Zerbrechlichkeit hinter seinen Clownerien steckt und mit welcher Schonungslosigkeit er hier bereit ist, sie zu zeigen, macht mich sprachlos und ich wünschte, er hätte eine lange Karriere als ernsthafter Charakterdarsteller gehabt.
Kate Winslet ist zusammen mit Cate Blanchett eine der wichtigsten Schauspielerinnen ihrer Generation und hier vielleicht auf dem Höhepunkt ihres Schaffens.

Aber ich neige dazu, den wilden Genre-Mix, die großartige Leistung der beiden und das kunstvolle Drehbuch gar nicht recht zu bemerken, wenn ich „The Eternal Sunshine of the Spotless Mind“ sehe: So sehr bin ich in den Fragen gefangen, die der Film ebenso klug wie behutsam stellt und erkundet:

Wie gehen wir mit Schmerz um?
Brauchen wir Schmerz, ist er es am Ende, der uns zu der Person macht, die wir sind oder ist es unser Umgang mit ihm? Kann es ein Leben, kann es eine Persönlichkeit ohne Schmerz geben?
Sind kurzfristige Lösungen überhaupt Lösungen?

In „The Eternal Sunshine of the Spotless Mind“ verschmelzen Kunst und Philosophie zu einer vielschichtigen Betrachtung der menschlichen Kondition und lässt die Grenzen konventionellen Kinos weit hinter sich.

69. Mulholland Drive (2001)

Ist das Lynchs bester Film?
Es ist in jedem Fall das Werk in seinem Schaffen, indem er erzählerisch und visuell auf dem Höhepunkt ist.

„Mulholland Drive“ ist einer der besten Filme aller Zeiten, wobei er (im Gegensatz zu vielen anderen Filmen) nicht in Konkurrenz zu anderenMeisterwerken, sondern ganz und gar für sich steht.

Lynch entwickelt hier viele Themen, die ihn schon vorher beschäftigt haben, in einer komplexen Erzählstruktur weiter:
(Hollywood-) Träume und Realität, Identität und Unterbewusstsein.
Natürlich wie immer in einer einzigartig surrealen und vage beunruhigenden Atmosphäre.

Die Dualität von Figuren aus „Lost Highway“ wird hier meisterlich weiterentwickelt, ebenso die dunklen Seite von Träumen (und Hollywood als Traummaschine im Speziellen) wie in Blue Velvet.

In keinem anderen Film kombiniert Lynch alle seine charakteristischen Elemente so effektiv, ist visuell so beeindruckend und gleichzeitig trotzdem noch zugänglich.

Manchmal erzählen mir Leute, dass sie für Lynch nicht klug genug sind, aber ich würde sagen, dass man den meisten Spaß mit ihm hat, wenn man den Kopf ausschaltet und sich der Traumlogik seiner Filme hingibt.

Antworten findet man so nicht unbedingt.
Aber das liegt vielleicht daran, dass gar keine Fragen gestellt wurden.

70. Children of Men (2006)

Ein düsteres Meisterwerk, einer der besten Filme aller Zeiten.
Cuaróns apokalyptische Dystopie ist pechschwarz – umso heller leuchtet der Funke der Hoffnung.
In einem Interview sagte er einmal, er sei pessimistisch für die Gegenwart, aber optimistisch für die Zukunft.
„Children of Men“ – perfekt gespielt, wunderschön gefilmt – ist die filmische Umsetzung dieser Idee.

71. Terminator 2 (1991)

Mit „Aliens“ hat James Cameron einen der besten Action Filme aller Zeiten vorgelegt – mit „T2“ hat er sich selbst noch einmal übertroffen.

Camerons Leib- und Magen-Thema bleibt das Aufeinanderprallen von Mensch & Technik und natürlich wird es nirgends mit so viel Bombast zelebriert, wie hier.
Die Action ist spektakulär und funktioniert bis heute ohne die geringsten Abstriche sehr gut, mit Schwarzenegger, Patrick, Furlong und Hamilton hat er eine Traumbesetzung, die bereits darauf verweist, warum „Terminator 2“ bis heute eine Referenz des Action-Kinos ist.

1991 waren die Spezialeffekte atemberaubend, Tempo und die schiere Größenordnung der Action mindblowing.
„T2“ ist aber vor allem deshalb so erfolgreich, weil es im Herzen kein Actionfilm ist.

Auf der emotionalen Ebene, die das Zentrum des Films bildet, geht es vor allem um die Entwicklung der Beziehung zwischen dem T-800 und John Connor. Obwohl der Terminator eine Killermaschine ist, beschützt er den Jungen und kümmert sich um ihn.
Es entsteht eine väterliche Bindung zwischen den beiden, die szenenweise herzzerreißend ist.
Gleichzeitig durchlebt auch Sarah Connor eine tiefgreifende Entwicklung. Aus der ängstlichen, hilflosen Frau in Teil eins wird sie zur entschlossenen, kampfbereiten Mutter, die alles tut, um ihren Sohn und die Zukunft der Menschheit zu beschützen. Ihre Verwandlung von der Opferrolle zur selbstbestimmten Kämpferin macht sie zu einer der besten weiblichen Actionhelden überhaupt.

Die wechselnden Beziehungen und Gefühlsregungen der Protagonisten schaffen eine starke emotionale Bindung zum Zuschauer. Man fiebert nicht nur mit der Action mit, sondern auch mit den menschlichen Dramen der Charaktere.
Dieser Kontrast zwischen hochexplosiver Action und berührender Charakterentwicklung macht „Terminator 2“ zu einem einzigartigen Kinoerlebnis mit einer ganz anderen emotionalen Tiefe, als die allermeisten Nachfolger auch nur streifen.
Die emotionalen Handlungsstränge unterbrechen die Action nicht, sie sind ein organischer Teil der Handlung und das ist es, was „T2“ in den Olymp hebt.

Wie schon in „Aliens“ stellt Cameron auch hier wieder alle Prämissen des ersten Teils auf den Kopf und beweist, dass kluge, detailverliebte Drehbücher, emotionale (aber nicht oder nur selten kitschige) Handlungsstränge und next-level-action das perfekte Kinoerlebnis schaffen können.

1991 war er auf dem Höhepunkt seines Schaffens: Sein übernächster Film sollte noch einmal alle hier beschriebenen Qualitäten aufweisen und die Frage, was passiert, wenn Menschen auf Technologie treffen, in der Vergangenheit beantworten.
Danach hat er leider nur noch bewiesen, dass er die Technik vorantreiben kann. Erzählerisch funktionieren seine Pandorafilme leider auf einem ganz anderen Niveau und keinem besseren.

Wer hätte gedacht, dass das Schicksal der Menschheit einmal in den Händen eines Teenagers und eines Roboter-Killers liegt? Die Gegenwart ist wahrlich voller Überraschungen und so bleibt uns am Ende nur die Erkenntnis, dass die Menschheit zwar die Maschinen erschaffen haben mag, aber letztlich doch von ihnen erschaffen wird

72. No Country for Old Men (2007)

Hat Texas jemals besser ausgesehen?

Es ist fast schwer, nicht ein ganzes Buch über „No Country for Old Men“ und seine filigranen Feinheiten zu schreiben.
Der Titel des Films, der W.B. Yeats‘ „Sailing to Byzantium“ entlehnt ist, ist mehr als nur eine clevere literarische Referenz, er ist der Kompass, der uns durch die moralische Einöde von West Texas führt.

Die Brillanz des Films liegt in seiner Fähigkeit, den Generationenkonflikt nicht nur darzustellen, sondern ihn in jeder Einstellung, jeder Zeile des kurzen und effektiven Dialogs und jeder blutigen Spur zu verkörpern.

Anton Chigurh spielt eine Schachpartie, in der er der Tod ist:
Er ist das personifizierte „neue Land“.
Llewelyn Moss spielt mit ihm – aber er kann nicht gewinnen.
Und Sheriff Ed Tom Bell, der versucht, mit den Methoden der „guten alten Zeit“ für Ordnung zu sorgen, ist der Zuschauer am Rande, der die Ohnmacht des Alters und die Unmöglichkeit, diese Welt noch zu verstehen, schmerzlich erkennt.
Aber der Titel und der Generationenkonflikt ist natürlich auch pure Ironie, denn am Ende sind es nicht die Alten, die das Spiel verlieren.

 

Roger Deakins‘ Kameraarbeit fängt die raue Schönheit von Texas ein, als wäre die Landschaft selbst ein alternder Protagonist.
Jede Einstellung ist so sorgfältig komponiert, dass selbst die endlosen Weiten des Niemandslands eine Geschichte erzählen – eine Geschichte von Einsamkeit, Verzweiflung und einem gelegentlichen toten Hund.
Der sparsame Einsatz von Musik unterstreicht die Stille, die so laut dröhnt, dass das Summen der Glühbirnen in Chigurhs Hotelsuite fast wie eine Sinfonie wirkt.
Es ist, als hätten die Coen-Brüder beschlossen, dass diese Stille der beste Soundtrack für das Ende der Welt, wie wir sie kennen, ist.

Und die Gewalt? Sie ist in diesem Film nicht voyeuristisch, sondern funktional. Sie ist ein Mittel zum Zweck, ein Werkzeug, um die Brutalität und Instabilität der Welt darzustellen.

Auf der Grundlage von McCarthys Roman haben die Coen-Brüder ein absolutes Meisterwerk über den Zustand der Gegenwart und die Natur des Menschen geschaffen. 

73. The Social Network (2010)

Die Prämisse klingt langweilig, aber Fincher schafft zusammen mit Drehbuchautor Aaron Sorkin einen seiner stärksten Filme.

Finchers präzise Regie verleiht „The Social Network“ einen einzigartigen visuellen Stil und Rhythmus, der die Spannung und Dynamik der Geschichte unterstützt und die Gründung von Facebook in ein shakespearesches Drama über Erfolg, Macht und Verrat verwandelt.

Der Rhythmus, zusammen mit einer absolut hervorragenden Besetzung, macht den Film herausragend – sehen wir uns das an.

Die rasanten, witzigen Dialoge, die die intellektuelle Brillanz und den Wettbewerbsgeist der Protagonisten widerspiegeln, sind das erste Element & auch der präzise Schnitt ist voller Energie und legt ein hohes Tempo vor.
Besonders in den Szenen, die die Entwicklung von Facebook zeigen, entsteht ein Gefühl von Dringlichkeit & Innovation.
Der Film wechselt zwischen hektischen, energiegeladenen Momenten (wie den Coding-Sessions oder Partys) und ruhigeren, nachdenklicheren Szenen (wie den Gerichtsverhandlungen). Dieser Kontrast schafft einen interessanten … Rhythmus.

Aber es gibt auch einen Rhythmus auf der erzählerischen Ebene.
Fincher wechselt gekonnt zwischen verschiedenen Zeiten und Handlungssträngen, wodurch sich unterschiedliche Perspektiven ergeben.
Der Soundtrack von Reznor und Ross unterstreicht das hohe Tempo der Handlung und verstärkt die Atmosphäre der einzelnen Szenen.

Und schließlich: Wiederholung und Variation.
Der Film verwendet wiederkehrende visuelle und auditive Motive, die einen rhythmischen Zusammenhalt schaffen. Zum Beispiel die wiederkehrenden Gerichtsszenen, die die Handlung wie ein Refrain strukturieren.
Oder das Rennen der Winklevoss-Zwillinge (brillant: Armie Hammer) in den Ruderbooten. Könnte ich mir immer wieder ansehen.

„The Social Network“ ist eine filmische Vivisektion, ein Meisterwerk, das die Verschmelzung von technischem Fortschritt und menschlicher Entfremdung in einer visuell fesselnden Erzählung entfaltet.