Ein Teil dieses Textes entstand in einem winzigen Ort im Haus eines Freundes in Mecklenburg-Vorpommern (Anm. der Redaktion : Das Haus ist in Niedersachsen).
Es ist hier heiß und schwül und da ich nicht den ganzen Tag sitzen wil, beschließe ich nachmittags ein Stück zu laufen. Ohne Ziel an den wenigen Häusern vorbei, entdecke ich einen Trampelpfad , der zu einem Gleisbett führt.
Schienen haben für mich etwas unwiderstehliches, also nehme ich ihn.
Wie immer auf Schienen muss ich ein Foto machen.
Depression ist kompliziert.
Schienen sind einfach . eine gerade Linie bis zum Horizont. Bäume, Häuser, Straßen. Alle machen sie latz.
Ich überquere die Schienen und bin im Wald. Nicht nur die Schienen auch der Pfad ins Unbekannte reizt mich immer.
Ich suche Stille. Im Wald ist es natürlich nie wirklich still, aber ruhig.
Ich folge dem Pfad und der Ruhe tiefer und tiefer, bis ich weder Schienen noch Häuser sehen kann. Das Rauschen des Windes in den Blättern klingt wie freundliche, murmelnde Stimmen, die Vögel singen.
Der Duft des Waldes ist warm und ich gehe eine Weile weiter.
Plötzlich halte ich inne. Mein Orientierungssinn sagt mir, dass ich mich weiter und weiter von dem Haus entferne.
Fliegen und Mücken werden zudringlicher. Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und öffne die Karten App. Ich habe Recht – ich bin in die falsche Richtung unterwegs.
Es ist nicht leihct, ein Abenteuer zu finden.
Das ist beruhigend und enttäuschend.
Verloren gehe ich nicht. (zumal in Mecklenburg-Vorpommern) – aber wenn ich mich nicht verliere, wie soll ich mich dann finden ?
(Anm. der Redaktion : Wäre Marcel in diesem Augenblick in MV und nicht in Niedersachsen gewesen, dann wäre in jedem Fall eine Luftlinie von 35km und eine Elbdurchquerung geschehen).
Wir leben in einer Welt, in der neue Erfahrungen rar sind immer rarer werden.
Vielleicht gibt es deshalb diese ganze Industrie.
Eingebunden in Strukturen, die uns halten und festhalten.
Sich im Wald zu verlaufen ist ärgerlich.
Es ist ab und an auch erforderlich, um seine einen Werte auf die Probe zu stellen, sich selbst kennenzulernen.
Wenn das nicht mehr möglich ist : Was macht das dann mit uns ?
Wir wissen nicht, was gut für uns ist.
Wir wissen nicht, was wir aushalten können
« Wenn du dich noch nie geprügelt hast, was weißt du dann über dich ? »